Donnerstag, 28. August 2008

Das Ende der Reise – Zurück nach Deutschland

Es ist Dienstag, der 4. September 2007.

An meinem letzten Tag in Santiago, auf dem Jakobsweg und in Spanien stehe ich relativ früh auf, obwohl mein Flugzeug erst am Nachmittag ab Santiago fliegt. Da ich erst gegen Mittag das Zimmer verlassen muss, nutze ich den Vormittag noch, um das Pilgermuseum in Santiago zu besichtigen. In ihm ist die Geschichte des Jakobsweges von seinen Anfängen bis zur heutigen Zeit dokumentiert und somit erfahre ich noch interessante Details. Bei meinem letzten Spaziergang durch die Innenstadt zurück zum Hotel werde ich dann wieder wehmütig und es macht mich nun doch traurig, dass ich diese schöne Stadt wieder verlassen muss. Aber vorher werde ich mich gebührlich verabschieden. Ich hole also meinen Rucksack im Hotel, checke aus und laufe nur wenige Meter weiter bis zur Kathedrale, in der ich noch vor meiner Abreise ein letztes Mal die Pilgermesse miterleben möchte. Hierbei zeigt sich ganz besonders, dass sich Santiago verändert hat, denn die Pilgermesse hat nun einen ganz anderen Charakter. Sie ist weniger stark besucht und es fehlen einige mir vertraute Elemente. So wird auch der Botafumeiro nicht mehr geschwenkt. Durch die Messe führt eine Ordensschwester, die vor dem Gottesdienst mit allen Anwesenden die kurzen Chorgesänge einübt. Das macht sie so liebevoll und engagiert, dass auch dieses mir neue Element der Messe sehr sympathisch wirkt. Das Singen funktioniert später dann auch recht gut und gibt dem Gottesdienst eine ganz andere, aber deswegen nicht weniger feierliche Note. Gleich nach dem Ende der Messe nehme ich wieder meinen Rucksack und begebe mich zum Busbahnhof von Santiago. Nach kurzer Wartezeit steige ich in den Flughafen-Shuttle ein und verlasse damit nun endgültig Santiago. Am Flughafen herrscht die übliche Betriebsamkeit und nun scheint schon so vieles von dem kürzlich Erlebten in die Ferne zu rücken. Als ich dann den Flieger besteige und wir vom Boden abheben, berührt es mich schon sehr. Der Jakobsweg liegt nun hinter mir und so seltsam es klingen mag, aber ich spüre nun plötzlich ähnliche Ängste und Unsicherheiten, was meinen künftigen Alltag betrifft, wie ich sie hatte, als ich nach Spanien aufgebrochen bin. Sollte ich mich so sehr an diese Lebenssituation gewöhnt haben?! Ich habe in den vergangenen Tagen viel zurückgeblickt, viel darüber nachgedacht, was geschehen ist und wie es mein Leben beeinflussen kann. Eine grundlegende Erkenntnis bleibt mir ganz fest im Gedächtnis: der Jakobsweg ist eine Metapher auf das wahre, richtige Leben. Man beginnt an einem Punkt, läuft teilweise allein, teilweise mit anderen zusammen, man trifft neue Menschen und Situationen, man trennt sich von Menschen wieder und strebt auf ein Ziel hin. Unterwegs gibt es Hindernisse aber auch Menschen und Dinge, die einem das Fortkommen leichter machen und wenn man am Ende glücklich und zufrieden ins Ziel einlaufen kann, darf man wohl in Dankbarkeit auf das Erreichte zurückblicken. Das tue auch ich nun, ich blicke zurück in Dankbarkeit auf einen erfolgreichen Jakobsweg und fühle mich gestärkt und gerüstet für den weiteren Pilgerweg durchs Leben.