Montag, 26. März 2007

Warum gerade jetzt?

Hi. Also ich bin ja echt erstaunt. Es waren noch nicht einmal 24 Stunden seit meinem ersten Post vergangen und schon hatte ich einen Kommentar. Ich dachte immer, für solche Blogs interessiere sich eh keiner. Aber gefreut hab ich mich und deshalb: "Danke Dominik, Du bist mein Held des Tages." Es war ermutigend, den Kommentar zu lesen, der obendrein nicht einer von diesen nervigen Spam-Beiträgen war, sondern richtig konstruktiv.

Gut, genug der ultimativen Lobhudelei (meine Reminiszenz an die Sendung "Zimmer frei!" :). Ich wollte ja gerne noch schreiben, warum ich ausgerechnet jetzt den Gedanken konsequent verfolgen will, auf dem Jakobsweg zu pilgern. Also, ich sehe den Weg als eine Sache, die ich vor allem mit Gott unternehme, also eine gewisse Zeit bewusst mit Gott gemeinsam einen Weg zu gehen. Ich glaube, dass ich dies in diesem Jahr tun sollte, weil ich besonders in den letzten Wochen eine ziemliche Distanz zu Gott aufgebaut habe, über die ich selbst nicht ganz froh bin. Ehrlich gesagt, ich fühle mich zur Zeit weiter von Gott entfernt, als ich es je gewesen bin. Gleichzeitig stehe ich am Anfang eines neuen Lebensabschnittes, den ich nicht einfach ohne Gott gehen möchte. Ich finde also, dass es Zeit ist, Gott neu und konzentriert zu suchen. Damit meine ich nicht, dass ich mich unter Druck setze, gewisse religiöse Übungen durchzuführen oder mich in eine Gemeinde zu integrieren, sondern ganz einfach einmal eine Auszeit zu nehmen, in der ich alles Alltägliche hinter mir lasse und einen Weg, der auch symbolisch für meinen Lebensweg stehen kann, mit Gott allein gehe. Eine ähnliche Situation hatte ich bereits vor vier Jahren, als ich völlig allein und auf mich gestellt zum Auslandsstudium in die Niederlande aufbrach. Auch damals war mein Verhältnis zu Gott schwierig und die Herausforderung groß, denn ohne Wohnung, ohne Bekannte in eine Gegend aufzubrechen, in der ich nie zuvor gewesen war, hatte auch etwas von Aufbruch und Zurücklassen des Gewohnten. Noch heute betrachte ich diese Zeit als besonders intensiv und für meine persönliche Entwicklung sehr wertvoll. Meine Beziehung zu Gott hatte damals ein nie vorher erfahrenes Niveau bekommen und gipfelte in meiner Taufe am 20. Juli 2003.

Sicher ist der Jakobsweg eine andere Erfahrung und ich will gar keine zu hohen Erwartungen daran stellen. Ich sehe es eher so, einfach loszugehen und zu sehen, was passiert.

Dies ist aber auch nur ein Aspekt, warum ich gern dieses Jahr noch nach Santiago pilgern möchte. Ein anderer Hintergrund ist meine gegenwärtige Ziellosigkeit und ein damit verbundenes Motivationstief. Zwar hätte ich für meine Dissertation viel zu tun, doch fehlt mir oft der Antrieb, die Arbeit auch zielbewusst umzusetzen. Ich meine nun, dass ich mir mit dem Plan zum Sternenfeld zu pilgern, ein mittelfristiges Ziel setze, zu dessen Umsetzung ich sehr motiviert bin. Gleichzeitig wirkt das auf meine Arbeit und mein Leben zurück. Bis zum Reiseantritt möchte ich gerne verschiedene Dinge erledigt haben, um dann auch leichter den Alltag und die Pflichten zurücklassen zu können. Welche Dinge ich im Einzelnen dabei verfolge, werde ich sicher in Zukunft noch genauer ausführen. Jedenfalls steht das grobe Ziel, noch in diesem Jahr nach Santiago zu gehen und bis dahin bestimmte kleinere Ziele erreicht zu haben. Im Grunde kann man also sagen, der Weg nach Santiago hat bereits begonnen. Wie erfolgreich er vor der eigentlichen Abreise ist, wird dieses Blog hoffentlich dokumentieren.


Soweit mein Bericht für heute. Achso, noch etwas: Natürlich freue ich mich über Eure Kommentare. Sie dürfen gerne ermutigend aber auch kritisch sein.

Und zum Abschluss noch ein Blick aus unserem Wohnzimmerfenster. Wir hätten selbst in der größten Verwirrung Gewissheit, wo wir uns befinden. ;)


Euer Dirk

Sonntag, 25. März 2007

Anfang


Hallo. Ich möchte mich mal ganz kurz für all diejenigen vorstellen, die mich noch nicht kennen. Ich heisse Dirk, bin momentan 28 Jahre alt und habe mir neulich ausgedacht, dass ich wohl noch so ca. 50 Jahre zu leben habe. Vielleicht auch ein paar weniger oder ein paar mehr. Vielleicht aber auch viel weniger oder viel mehr. Wer weiss das schon? Naja, ich glaube daran, dass Gott es weiss, aber leider sagt er es uns nicht. Ist aber vielleicht auch gut so, denn wie würden wir leben, wenn wir genau wüssten, morgen ist es vorbei? Somit denke ich, dass Unwissenheit ein Segen ist, mich aber auch dazu aufruft, mir über mich und mein Leben bewusst zu werden bzw. es zu etwas Sinnvollem zu gebrauchen. Ja, viele werden sich jetzt über die Gardinenpredigt aufregen aber es sind halt meine Gedanken. Und glaubt mir, ich habe schon schlimmere geistige Ergüsse im Netz gelesen, als das hier.

Ja, heute ist der 25. März 2007, es ist nun 22:31 Uhr MESZ und ich sitze hier im Wohnzimmersessel und verfolge einen Gedanken. Es ist der Gedanke an das Sternenfeld und den Heiligen Apostel Jakobus, besser bekannt in der verschmelzten Form von Santiago de Compostela, jener galizischen Stadt, die am Ende des weltbekannten Jakobsweges steht. Schon einige Jahre treibt mich der Wunsch umher, diesen ca. 800 km langen Weg einmal zu laufen. Es begann an sich vor ein paar Jahren, als ich in unserer sächsischen Heimatzeitung den Bericht eines jungen Christen las, der den Jakobsweg gegangen war. Eigentlich war der Bericht eher entmutigend, aber der Gedanke, einmal selbst dorthin zu gehen und zu pilgern hat mich seitdem nie wieder richtig losgelassen. Dann, einige Jahre später, habe ich mir eine Hörspiel-CD zu Paulo Coelhos Buch "Auf dem Jakobsweg" gekauft und gehört. Dabei flammte der Wunsch wieder neu auf und meine Überlegungen wurden konkreter. Schließlich, vor ca. 1 1/2 Jahren hatte ich einen zeitweisen Mitbewohner, der selbst mit der katholischen Jugend auf dem Pilgerweg war und mit dem ich mich darüber unterhalten habe. Zum Abschied hat er mir dankenswerterweise einen interessanten Reiseführer zum Jakobsweg geschenkt, den ich mit Interesse gelesen habe und der mir genauere Einblicke gab. Im vergangenen Herbst kam dann noch das Buch von Hape Kerkeling "Ich bin dann mal weg", welches ebenfalls vom Jakobsweg handelt und die Erlebnisse von Herrn Kerkeling in unterhaltsamer und ernsthafter Weise wiedergibt. Man kann sagen, dass im Laufe der Zeit damit meine Planungen konkretere Formen angenommen haben.

Ursprünglich war es mein Ziel, nach meinem Magisterexamen den Pilgerweg zu gehen, doch leider haben finanzielle und zeitliche Engpässe diesen Plan nicht Wirklichkeit werden lassen. Nun stehe ich also am Anfang meines Promotionsstudiums, habe an sich immer noch kein Geld und auch keine Zeit. Nichtsdestotrotz will ich meinen Wunsch nun noch in diesem Jahr umsetzen. Was mich nun ausgerechnet jetzt dazu bewogen hat? Nun, ich denke, dass werde ich im nächsten Post berichten. Für heute soll es erstmal genug sein.
Herzliche Grüße, Euer Dirk.