Samstag, 21. Juli 2007

Los geht's!

Na sowas, am 25. März habe ich den Entschluss gefasst, auf den Jakobsweg zu gehen. Heute ist der 21. Juli und damit der Punkt gekommen, an dem ich mich nun fast auf den Weg mache. Morgen geht es los. Es liegen nur vier Monate dazwischen und soviel ist geschehen. Man denkt, dass man ja für so eine Reise nicht viel Gepäck braucht und ohnehin nur mit ein paar Basics reist, aber dann wird einem klar, dass genau darin der große Unterschied zu einem Pauschalurlaub liegt. Dieser dauert in der Regel zwei bis drei Wochen, man ist in einem gemütlichen Hotel untergebracht, hat vielleicht den einen oder anderen kleinen Ausflug im Auge, abends wird das Essen serviert und anschliessend fällt man in das weiche Bett. Die Pilgerreise dauert sechs Wochen und was man hat und braucht, trägt man auf dem Rücken. Es ist wohl wie eine Schnecke, die ihr Zuhause immer mit sich trägt. Auf dem Jakobsweg ist man wohl immer nur kurz an einem Ort, dann geht es weiter. Die Geborgenheit, die man sucht, findet man also wohl kaum in seiner Übernachtungsstätte, sondern in anderen, tiefergehenden Dingen. Aber genau weil das zu tragende Material begrenzt sein muss, ist es umso wichtiger, die richtigen Sachen einzupacken. Darin lag nun in den vergangenen Wochen die Schwierigkeit: die richtige Ausrüstung zusammenzutragen. Ich meine, dass mir das gelungen ist, wobei ein endgültiges Urteil erst nach der Reise zu fällen ist. Auch die Wanderkondition konnte ich in den vergangenen fünf Wochen durch ausgedehnte Touren verbessern und ich meine nun wenigstens etwas vorbereitet zu sein.
Ich hatte im März viele Ziele und Pläne, die ich bis zur Abreise verwirklichen wollte. Viele davon sind erfüllt, andere konnte ich weniger konsequent umsetzen. Was meine Dissertation betrifft, so finde ich, dass ich an einem guten Punkt angekommen bin. Die Vorbereitungen dafür sind abgeschlossen und im Herbst kann ich dann richtig einsteigen. Auch eine Bewerbung für ein Stipendium ist auf dem Weg. Mit den sonntäglichen Wanderungen in der letzten Zeit und dem anfänglichen Laufen habe ich mich auch konditionell verbessern können. Und meine Beziehung zu Gott hat durch viele kleine Impulse wieder an Qualität gewonnen, was mich sehr freut. Leider habe ich es nicht mehr geschafft, etwas intensiver Spanisch zu lernen. Das könnte also eine Herausforderung werden. Ich hoffe mal, dass ich mit Englisch auch einigermaßen weiterkomme.
Wenn ich so auf diese Vorbereitungsphase zurückblicke, fühle ich mich in meiner Absicht, nach Santiago zu pilgern, bestärkt. Nach wie vor bin ich gespannt, was für ein Abenteuer dies werden wird, welche Menschen ich treffe, wie ich mit bestimmten Situationen umgehen werde, wieweit ich mich mit dem niedrigen Lebensstandard arrangieren kann, was der Weg mit mir und aus mir macht, wie ich Gott begegne, wo ich helfen kann und wo mir geholfen wird. All das und noch viel mehr löst in mir eine gewisse Spannung aus. Vor einigen Monaten habe ich geschrieben, dass immer bei dem Gedanken an die Reise auf dem Jakobsweg mein Herz hüpfen würde. Ehrlich gesagt, heute, einen Tag vor der Abreise ist das nicht mehr so. Ich bin leicht aufgeregt, auch etwas ängstlich, aber ich bin nach wie vor davon überzeugt, diese Pilgerreise machen zu wollen und auch zu müssen. Deshalb fasse ich mich an dieser Stelle jetzt auch relativ kurz und sage nur: "Los geht's. Santiago ist zwar noch weit weg, aber der Himmel ist ganz nah."

Ich denke an Euch und grüße alle ganz lieb,

Euer Dirk