Freitag, 15. August 2008

Etappe 30: Von Samos nach Ferreiros

Es ist Mittwoch, der 22. August 2007.

Gegen 6 Uhr morgens verlasse ich das Kloster von Samos und begebe mich wieder auf den Weg durch die Dunkelheit. Es ist erstaunlich warm so früh morgens, stelle ich fest. Als ich den Ort dann verlasse, folge ich der Straße, die nun aufgrund der fehlenden Straßenlichter ganz dunkel ist. Bisweilen bekomme ich eine Art Tunnelblick und kann nur nach vorn sehen, weil links und rechts nur Finsternis ist, in der sich wahrscheinlich dicht bewaldete Berge erheben. Wenig später beginnt es zu regnen und nun wird es wirklich unangenehm. Ich muss meine Regenjacke anziehen obwohl es an sich recht warm ist. Infolgedessen fange ich wieder an zu schwitzen und bin somit doch auch wieder von innen nass. Da macht der Weg dann gerade wieder keinen großen Spaß. Außerdem bekomme ich nun wieder Hunger und der Weg entlang der Straße ist trist und manchmal auch frustrierend, vor allem wenn Autos oder LKWs entgegen kommen und kaum ausweichen. Ich verziehe mich dann schon immer an den äußersten Rand oder laufe hinter den Leitplanken; die vorbeifahrenden Fahrzeuge schleudern dennoch etwas Regen von der Fahrbahn auf mich. Jetzt sehne ich mich nach dem ersten Zwischenstopp in Sarria. Gegen 9 Uhr habe ich diese Stadt dann auch erreicht, aber es regnet nun stärker und es ist richtig unangenehm. Also beschließe ich, erstmal mein obligatorisches Frühstück einzunehmen und setze mich in ein Café. Irgendwie hoffe ich auch, ein paar Bekannte zu treffen, Clare und Thomas zum Beispiel, weil diese unschöne Etappe in Gemeinschaft einfach besser zu ertragen ist. Nach einigen Minuten kommt eine deutsche Pilgerin namens Dorothee aus Darmstadt ebenfalls in das Café und frühstückt. Sie gesellt sich zu mir und wir reden kurz miteinander. Als ich dann wieder aufbreche, hat der Regen nachgelassen und kurzzeitig sogar aufgehört. Noch immer ist es aber schwülwarm. Hinter Sarria geht es dann wieder durch die Natur und somit wird der Weg auch angenehmer. Dennoch, immer wieder fängt es an zu regnen und es sind bedenklich viele Pilger unterwegs. Kaum noch gibt es einen Ort, an dem man wirklich allein wandert.


Kurz vor Ferreiros, meinem heutigen Etappenziel, treffe ich dann auch wieder auf Heidi, Anka und Lois und nach der nun etwas längeren Pause von ihnen, laufe ich gerne wieder ein Stückchen mit ihnen gemeinsam. Da die drei aber heute noch bis Portomarin wollen, trennen sich unsere Wege bald wieder und ich warte am Mittag vor der einsamen Herberge vor Ferreiros. Bis eine nette ältere Dame die Herberge öffnet, bleibe ich auch der einzige Pilger dort und so geht alles ganz entspannt weiter. Ich kann endlich aus den nassklammen Klamotten raus und habe die Dusche mit dem warmen Wasser auch ganz für mich. Aber schon als ich fertig bin mit Duschen, kommen weitere Pilger an und am Nachmittag ist die Unterkunft auch schon so voll, dass viele Pilger weitergeschickt werden müssen. Einige werden sogar von Pensionsinhabern mit dem Auto abgeholt. Diese Situation alarmiert mich und nun sehne ich mir das Ziel Santiago doch ein wenig herbei, damit die Angst um Herbergsplätze bald ein Ende hat. Schön ist allerdings, als unter den frühen Pilgerankömmlingen in Ferreiros mir drei bekannte Gesichter sind: Elisabeth aus Österreich, Reinhard aus Deutschland und die heute erst kennengelernte Dorothee aus Darmstadt spazieren gemütlich herein. Da wir uns hier in ziemlicher Einöde befinden, lernen wir uns in Gesprächen etwas besser kennen und gehen am Abend in ein kleines Restaurant um die Ecke um wieder einmal ein Pilgermenü zu genießen. Damit endet wieder eine Etappe, knapp hundert Kilometer vor Santiago.